# Pionier zur Wega
Diese Kurzgeschichte habe ich irgendwann einmal geschrieben (ich weiss nicht mehr wann, aber es war noch zu Schulzeiten, denn ich erinnere mich noch, dass ich sie meinem Deutschlehrer zur Korrektur gegeben habe) und an die Perry-Rhodan-Redaktion geschickt. Sie wurde auf der Leserkontaktseite des Doppelbandes 740/741 (5.Auflage) und in einem Doppelband der 3.Auflage abgedruckt. Ich weiss nicht mehr, welcher es war, aber es war die gleiche Woche. Es ist möglich, dass sich die hier gezeigte Version von der abgedruckten Version unterscheidet. Rechtschreibfehler könnten korrigiert worden sein, sowie evtl. ein paar stilistische Feinheiten. Ich hab mich aber zurückgehalten.
# Das Erwachen
Es war dunkel und still. Er spürte eine unendliche Kälte. In der Ferne konnte er ein paar schwach leuchtende Flecken erkennen. Galaxien, unendlich weit entfernt. Panik ergriff ihn, doch er konnte sich nicht rühren. Es wurde erst wärmer - dann heiß, unerträglich heiß! Seine Haut fing an zu brennen. Sein ganzer Körper brannte. Die Dunkelheit wich einem grellen Licht. Eine Sonne schwebte im All -- direkt neben ihm! Er schloß geblendet die Augen. Strampelnd und um sich schlagend versuchte er zu verhindern, daß er von der Sonne verschluckt wurde, doch es war alles sinnlos. Als er die Oberfläche der Sonne erreichte, drang plötzlich eine sanfte Melodie an seine Ohren. Die Sonne verschwand, und die Umgebung verfärbte sich, nahm einen sanften orangenen Farbton an. Auch die Hitze verschwand. Die Panik verklang. Er beruhigte sich. Dann öffnete er die Augen.
Er lag in einem geschlossenen Glaskasten, der mit einer farblosen Flüssigkeit gefüllt war, und atmete durch eine Sauerstoffmaske. Der Raum hinter der Flüssigkeit enthielt mehrere komplizierte Apparaturen und wurde nur schwach beleuchtet. Das Licht wurde langsam heller, so daß sich seine Augen gut daran gewöhnen konnten. Als sich der Deckel des Kastens öffnete, bemerkte er, daß die Flüssigkeit, in der er lag, verdampfte. Der Dampf wurde von zwei großen Düsen abgesaugt. Als die Flüssigkeit verschwunden war, richtete er sich langsam auf und beobachtete den Raum etwas genauer. Neben den Geräten und seinem Glaskasten gab es noch fünf weitere Kästen mit den gleichen Apparaturen. Außerdem konnte er an den Wänden unzählige Lämpchen und Bildschirme mit den dazugehörigen Kontrollelementen erkennen. Irgendwie kam ihm dieser ganze Raum sehr vertraut vor. Eine Stimme unterbrach seine Gedanken. Er kannte diese Stimme. Es war seine eigene:
"Willkommen an Bord, Alan. Du kannst dich wahrscheinlich nicht mehr an alle Details erinnern. Keine Angst, das vergeht mit der Zeit. Für's erste will ich dir folgendes sagen: Du heißt Alan McNeal und befindest dich zur Zeit an Bord des Raumschiffs Colonizer-B. Die Colonizer-Serie ist der erste Versuch der NASA, fremde Sonnensysteme zu erreichen. Dein Raumschiff befindet sich auf dem Weg ins Wega-System, das 27 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Du hast dich freiwillig für diese Mission gemeldet und wurdest als Kommandant auf dem Schiff eingesetzt. Du bist der erste Mensch, der nach dieser langen Reise aus dem Tiefschlaf aufgeweckt wurde."
Während die Stimme sprach, servierte ein Roboterarm, der in der Decke befestigt war, einige Nahrungstabletten und etwas zu trinken. Alan spürte mit jedem Bissen einen Teil seiner Kraft zurückkehren, und als er geendet hatte, fühlte er sich wieder stark wie immer. Er kletterte aus seinem Tiefkühltank heraus und dachte nach:
An die NASA konnte er steh noch erinnern. Auch an seine Mission. Er hatte es also wirklich geschafft, das Wega-System zu erreichen. In ein paar Stunden würden auch die anderen Offiziere aufgeweckt werden. Der Roboterarm in der Decke reichte ihm einen Overall, und er hörte eine zweite, neutrale Stimme:
"Hier spricht das Notfallprogramm Z-4! Bitte ziehen Sie sich ah und folgen sie dem Leader-Robot in die Zentrale!"
Während er seinen Overall anzog, erschien ein kleiner Roboter und sagte mit einer quäkenden Stimme: "Bitte folgen Sie mir!" Auf dem Weg zur Zentrale fragte Alan: "Was soll das alles hier? Was bedeutet Z-4?" Aber er erhielt keine Antwort Vermutlich war keine Spracherkennung in das Programm eingebaut. Erwartungsvoll und ungeduldig betrat Alan den kleinen Raum, der die Zentrale darstellte. Insgesamt fünf Computerkonsolen waren hier aufgebaut, um eine Kommunikation der Schiffsoffiziere mit dem Bordcomputer zu ermöglichen. Eine Wand fungierte als Bildschirm und zeigte im Moment ein Symbol, das die Bedeutung dieser Mission darstellte: Das Solsystem mit der Erde und ein Pfeil, der von der Erde auf eine andere Sonne zeigte. Wieder ertönte die Computerstimme: "Das Logbuch enthält Daten, die einen direkten Gegensatz zur Programmierung des Hauptcomputers darstellen. Eine Reaktion auf diese Situation wurde im Programm nicht vorgesehen. Der Computer benötigt daher die Unterstützung eines Menschen. Bitte bestätigen Sie die erfolgreichen Ausführungen des Notfallprogramms an ihrer Konsole." Da er wieder wußte, wie er seine Konsole zu bedienen hatte, fiel es ihm nicht schwer, diese Anweisung zu befolgen. Die Antwort kam sofort:
# Seltsame Zwischenfälle
"Erfolgreiche Ausführung bestätigt. Willkommen an Bord Kommandant Alan McNeal. Sie haben hiermit das Kommando über das Schiff!" Diese Prozedur war also endgültig beendet, nun kam der schwierigste Teil. McNeal rief über seine Konsole das automatische Logbuch des Computers auf und filterte alle Einträge heraus, die nicht in die Missionsplanung passten. Die Einträge stammten aus den Meßergebnissen von den zehn Scout-Sonden, die schon weit entfernt von Wega ausgeschleust wurden, um mit hoher Geschwindigkeit in das Wega-System zu fliegen und dieses zu erforschen. Die erste Unregelmäßigkeit war schon die Rückkehrquote: Es wurde erwartet, daß sieben der zehn Sonden unbeschadet zurückkehrten. Statt dessen kamen nur zwei wieder in Funkreichweite der Colonizer. Die von diesen zwei Sonden gelieferten Daten besagten, daß im Wega-System neben den Planeten und Monden noch acht weitere "geometrisch klar strukturierte" Objekte existierten. Diese Objekte besaßen eine metallische Oberfläche und emittierten eine starke nukleare Strahlung.
Alan schloß daraus, daß im Wega-System andere Inteigenzen lebten. Dem Routenplan zufolge würden sie die Bahn des äußersten Planeten innerhalb von zehn Stunden erreicht haben. Es blieb also noch genug Zeit, die anderen Offiziere zu wecken."
Zwei Stunden später saßen sie zu fünft in der Zentrale der Colonizer und berieten, das weitere Vorgehen, als die Kontrollen der Distanzorter piepten. Ortungsoffizier John Widson erklärte: "Die Distanzorter haben außerhalb des Systems acht metallische Objekte ausgemacht. Optische Vergrößerung und geometrische Analyse auf dem Hauptschirm." Die Objekte sahen aus wie Zylinder, zehn Meter hoch mit 50 Meter Durchmesser. An der Mantelfläche ragten, gleichmäßig verteilt, zwölf Stacheln mit zehn Metern Länge in den Weltraum. Bevor er sich weitere Gedanken machen konnte; meldete Kommunikationsoffizierin Tatjana Latsco: "Sir, ich empfange frequenzmodulierte Wellenformen. Die Grundfrequenz liegt so hoch, daß es schwer wird, sie umzuwandeln. Es scheint jedoch eine akustische Stimmübertragung zu sein. Ich aktiviere die Hauptlautsprecher!" : Die Stimme, die nun ertönte, sprach englisch, wenn es auch ein sonderbarer Akzent war: "Identifizieren Sie sich! Sie dringen in das Hoheitsgebiet der Autarken Republik Wega ein. Identifizieren Sie sich." Plötzlich herrschte Stille in der Zentrale. Keiner sprach ein Wort. Sie hatten es mit Menschen zu tun. Das hatte keiner erwartet. Wie war das möglich?
Als McNeal sich wieder gefaßt hatte, sagte er. »Leutnant Latsco: Schalten Sie auf Sendung auf der gleichen Frequenz!« "Ich werde es versuchen, Sir, aber die Frequenz liegt fast zu hoch für unsere Geräte! - Okay, Sie können sprechen!" "Hier spricht Alan McNeal, Kommandant des Forschungs- und Kolonisationsschiffes Colonizer-B. Wer sind Sie? Und wie kommen Sie hierher?"
"Ich bin Michael Jander, Kommandant der hiesigen Flotte. Sie gehören nicht zur Weganischen Flotte. Aus welchem System kommen Sie? Sie müssen unser Mißtrauen verstehen: Vor etwa zwei Tagen wurde ein Schwarm Spionsonden hier aufgespürt und zerstört." Mit einer Handbewegung bedeutete Alan Tatjana Latsco den Sender abzuschalten. "Was machen wir nun? Das hört steh ja fast nach Krieg an!" - "Ich würde vorschlagen, wir schildern unsere Mission in allen Einzelheiten und erzählen dann, woher wir kommen!" - "Eine gute Idee, Widson! Verfahren wir so. Leutnant Latsco, stellen sie den Kontakt wieder her."
"McNeal an Jander: Sie sollten sich über unsere Mission im Klaren sein. Vor fast 100 Jahren verließen wir unser Heimatsystem, um ein anderes System zu besiedeln. Dieses ist das andere System. Wir können nicht mehr umkehren, da wir uns nicht mehr in den Tiefkühlschlaf begeben können. Unsere Energiereserven reichen ebenfalls nur noch für kurze Zeit. Wir bitten um die Einfluggenehmigung in das Wega-System!"
Die fremde Stimme wurde energischer: "Wo kommen Sie her? Wenn Sie versuchen, es zu verheimlichen, müssen wir Sie zerstören!" - "Wir kommen aus dem Solsystem!" - "Dann sind Sie also Terraner?" - "Richtig!" - "Terraner sind entweder Invasoren oder Spione! Ich gebe Ihnen eine halbe Stunde terranischer Zeit, um aus meiner Sensorenreichweite zu verschwinden! Andernfalls werden Sie als Feind betrachtet und angegriffen!"
Janders Stimme wurde bei den letzten Worten immer wütender, und Alan erkannte, daß er es ernst meinte. "Volle Kraft zurück und 180 Grad Drehung. Leutnant Schäfer." - "Sir, wir fliegen bereits seit vier Stunden mit voller Bremsbeschleunigung! Wenn wir noch stärker bremsen, bricht das Schiff auseinander! Nach meinen Berechnungen können wir erst auf der Bahn des vierten Planeten wenden." - "Sir", meldete sich Tatjana Latsco, "Jander meldet sich wieder und verlangt, daß wir anfangen abzubremsen! Er klingt wirklich zornig!" Verzweiflung und Angst lag in der Luft. Plötzlich hörte McNeal eine Explosion. Dann eine zweite. Die Temperatur in der Zentrale stieg an. Eine Sirene ertönte. Rotlicht blinkte im ganzen Schiff und die Computerstimme sagte: "Druckabfall in Sektion acht! Sektion abgeschottet! Triebwerke irreparabel beschädigt. Explosion der Wasserstofftanks steht bevor. Kritische Innentemperatur. Tendenz: steigend." Schwitzend erlebte er seine letzte Sekunde. Alles lief ab wie in Zeitlupe. Es wurde hell. Die ganze Welt schien zu explodieren. Er spürte, wie seine Haut verbrannte. Dann wurde es wieder ganz dunkel. Unbeschreibliche Schmerzen peinigten ihn. Er konnte noch erkennen, daß die Wände halb verbrannt, halb zerschmolzen waren. Dann traf ein Splitter seine Augen, und er sah überhaupt nichts mehr. Er spürte die Schwerelosigkeit und die unbeschreibliche Hitze! Panik beherrschte ihn. Er strampelte mit den Füßen und schlug um sich. Ein weiterer Donner, und plötzlich war alles vorbei...
# Gegenwart
Auf der Hauptbrücke herrschte Stille, Jander stand vor dem riesigen Wandmonitor seines Schiffes. Er wunderte sich, daß die Zerstörung so schnell vonstatten gegangen war. Auch ein schlechtes terranisches Schiff hätte einige Minuten bei diesem Beschuß durchhalten müssen. Dieses hier hatte scheinbar nicht einmal Schutzschilde gehabt. Das war wahrscheinlich ein neuer Trick dieser verdammten Terraner. Sie schickten schutzlose Schiffe und hofften auf das Mitleid der Wachflotte. Sie hatten sich in ihm geirrt. Für Terraner hatte er hoch nie Mitleid empfunden. Die Republik ging vor, und es konnten weder terranische Spione noch sonstige Gefahren für das Wega-System geduldet werden. Er hoffte nur, daß es dem Schiff nicht gelungen war, taktisch wichtige Orterdaten nach Terra zu senden. Die Terraner waren schlau. Sie versuchten schon seit fünf Jahren, dieses System einzunehmen. Nur kompromißloses Durchgreifen führte zum Erfolg.
Als das Hypertriebwerk vor 50 Jahren entwickelt wurde, war Wega die erste Sonne, auf der eine Kolonie entstand. Vor 20 Jahren wehrten sich die Kolonisten, als die terranische Regierung versuchte, die Planeten auszubeuten. Auch andere Kolonien wehrten sich gegen die Ausbeutung und wurden autark. Seit fünf Jahren herrschte offener Krieg zwischen den loyalen Kolonien Terras und der autarken Kolonien.
Er trug diesen Vorfall in das Logbuch seines Schiffes ein und schickte einen entsprechenden Bericht an die Sicherheitszentrale der Republik. Dann begab er sich in seine Kabine, um sich von den Anstrengungen des Tages zu erholen.